Jahreskonferenz 2025: Datenschutz und Digitalpolitik in krisenhaften Zeiten

10. Interdisziplinäre Jahrestagung der Plattform Privatheit (1.-2.Okt 2025)

RollUp_2025
RollUp_2025

Der EU-Rechtsrahmen für den Schutz personenbezogener Daten ist von zentraler Bedeutung, wenn es darum geht, die Verarbeitung personenbezogener Daten besser zu kontrollieren und gleichzeitig ein angemessenes Schutzniveau zu gewährleisten. Aber selbst die besten gesetzgeberischen Bemühungen können nicht mit dem Tempo innovativer Technologien und Geschäftsmodelle sowie der geopolitischen Entwicklung mithalten, die die Art und Weise der Verarbeitung personenbezogener Daten und des Schutzes der Privatheit in der EU und darüber hinaus in Frage stellen; daher ist es von größter Bedeutung zu untersuchen, was auf dem Spiel steht, woher die Bedrohungen kommen und was man gegen sie unternehmen kann und soll.Jahrelang schien die Entwicklungsrichtung der EU-Digitalpolitik klar: Angesichts der vielfältigen Herausforderungen würden Deutschland und die Europäische Union mit Regulierung vorangehen, um ihre Bürgerinnen und Bürger und die europäischen Werte zu schützen, gleichzeitig digitale Innovationen voranzutreiben und so die Europäische Union wieder zu einem ernstzunehmenden digitalen Akteur zu machen. Zahlreiche Verordnungen – zum Datenschutz, zu Digitalen Diensten, zur Datennutzung, zur Künstlichen Intelligenz und zum Europäischen Gesundheitsdatenraum – zeugen von dieser Politik.Allerdings ist die EU-Digitalpolitik in jüngster Zeit unter Druck geraten: Unter dem amtierenden US-Präsidenten wird die rechtliche Rahmung des Digitalsektors in Europa zum Ziel der amerikanischen Handels- und Geopolitik, um europäische Regulierungen zu beeinflussen, die Anwendung ungeliebter rechtlicher Vorgaben zu verhindern und insbesondere Maßnahmen gegenüber US-Konzernen in Form von Bußgeldern und Wettbewerbsstrafen abzuwenden .Dies stellt die EU und Deutschland daher einerseits vor die Frage, inwieweit sich bestehende Regelungen angesichts der Drohungen weiter durchsetzen lassen, und beeinflusst andererseits die Diskussion, wie die Digitalpolitik weiterentwickelt werden kann. Bezüglich der Durchsetzung bestehender Gesetze zeigen sich EU-Organe bislang standfest. Es gibt aber auch andere Entwicklungen: Nach jahrelangem Verhandlungsstillstand hat die EU-Kommission in ihrem neuen Arbeitsprogramm ihren Vorschlag für eine E-Privacy-Verordnung zurückgenommen. Zahlreiche Digitalregelungen sollen unter dem Stichwort „Entbürokratisierung“ überarbeitet werden. Auch die KI-Haftungsrichtlinie wurde zurückgezogen. Stattdessen sollen mit einem AI Continent Action Plan Rechenkapazitäten und die Förderung von KI ausgebaut werden.Daneben sind auch andere Herausforderungen der Digitalisierung weiterhin ungelöst: Plattformen wie soziale Netzwerke sammeln und teilen weiterhin personenbezogene Daten, die zur Verhaltensanalyse und -beeinflussung genutzt werden. Anbieter von KI-Systemen für allgemeine Anwendungen greifen weiterhin ungefragt auf personenbezogene und andere geschützte Daten zurück, um ihre KI-Modelle zu generieren. Die Frage, wie sich die Risiken eines flächendeckenden Einsatzes von KI für die Gesellschaft mindern lassen, bleibt für die Forschung und die zuständigen Behörden weiterhin offen – auch wenn die EU u.a. mit dem Digital Fairness Act neue Instrumente gegen unfaire Praktiken der Internet-Werbeindustrie vorbereitet.

Zum Rahmenthema, aber auch zu allen angrenzenden Themen (Datenschutz, Privatheit, Überwachung, Netzpolitik) bitten wir um die Einreichung von Vorschlägen für Beiträge (Vorträge und Poster) von akademischen und industriellen Forschern, politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern, Datenschutzbehörden, Nichtregierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft sowie aus allen relevanten Disziplinen (u.a. technischen, sozial- und ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen, der Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft, Soziologie, Psychologie, Philosophie sowie der Kommunikationswissenschaft).


Folien, Fotos und Videoaufzeichnung

Hier finden Sie die Folien und Videoaufzeichnungen der Vortragenden sowie eine Fotoauswahl (s. Bildergalerie) zur Tagung.

Bildergalerie

Copyright by Lars Hübner / Plattform Privatheit

Mittwoch, 01. Oktober 2025:

Begrüßung und Eröffnung
Alexandra-Gwyn Paetz (BMFTR)

Alexander Roßnagel, Michael Friedewald, Barbara Ferrarese

Keynote #1:
Eliza's lesson (which we didn't learn) - Reflections on sentimental chatbots and major threats to data protection and digital policy
Guido Scorza (Garante per la protezione dei dati personali, Rom)

Podiumsdiskussion: Konversationelle KI-Agenten: Gegenwärtige und zukünftige Herausforderungen

Moderation: Christian Geminn (Universität Kassel)

Joel Baumann (Kunsthochschule Kassel)
Jessica Heesen (Universität Tübingen)
Lisa Mühl (Universität Duisburg-Essen

Paper Session #1.1
Challenges for engagement of stigmatized populations in healthcare and research 

Luke Flanagan, Hannes Gieseler, Nikolai Lenski, Lisa Raithel, Ibrahim Baroud und Maija Poikela

Paper Session #1.2
Einwilligen, aber informiert – Herausforderungen der informierten Einwilligung bei der Nutzung von Gesundheits-Apps aus Perspektive von Patient:innen
Diana Schneider, Nils B. Heyen, Jana Koch, Claudia Schlüfter, Yuwen Zhang, Michael Friedewald, Harald Zwingelberg

Paper Session #2.1
Unkontrollierte Nutzung Künstlicher Intelligenz durch Sicherheitsbehörden? Accountability-Vorkehrungen und deren Lücken
Hartmut Aden und Steven Kleemann

Paper Session #2.2

Telekommunikationsüberwachung am Scheideweg - Zur Regulierbarkeit des Zugriffes auf verschlüsselte Kommunikation
Joanna Klauser, Bruno Albert, Christian Lindenmeier, Andreas Hammer, Felix Freiling, Dirk Heckmann, Sabine Pfeiffer

Keynote #2:
Demokratie im KI-Zeitalter: Zwischen Inklusion und ManipulationVergleichende: Länderstudie zu Trends in Deutschland, Frankreich, USA, Indien, Mexiko, Südafrika
Katja Muñoz (Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik)

Abschluss Tag 1
Moderation: Jan Eggers

Donnerstag, 02. Oktober 2025:

Begrüßung und Einführung in Tag 2

Moderation: Jan Eggers

Keynote #3:
Effektiver Datenschutz - Perspektive einer Aufsichtsbehörde
Meike Kamp (Berliner Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit)

Paper Session #3.1
Privatsheits-relevante Eigenschaften von IoT-Produkten für Verbraucher:innen 

Florian Dehling, Sebastian Koch, Luigi Lo Iacono, Lindrit Kqiku, Delphine Reinhardt und Harald Zwingelberg

Paper Session #3.2
Smart Home ohne Zustimmung – Herausforderungen und Handlungsempfehlungen
Franziska Baum, Andreas Bischof und Tanja Lehmann

Paper Session #4.1
Verifizierungsmaßnahmen in Metaversen: Sicherheitstechnische, rechtliche und ethische Aspekte
Ulrich Waldmann, Thomas Kunz, Jessica Heesen, Matthias Meitzler, Maria Pawelek und Marina Steenbergen

Paper Session #4.2

Privatheitskompetenzen von Betroffenen messen: Weiterentwicklung bestehender Kompetenzmodelle mit Fokus auf die Reflexion und Evaluation von Grundrechtsrisiken
Daniel Guagnin und Antonios Hazim

Paper Session #5.1
Kennzeichnungspflichten für synthetische Medieninhalte | Rechtliche Anforderungen und technische Realität
Moritz Griesel und Hans Brorsen

Paper Session #5.2
Gestaltungsspielräume kooperativer Nachrichtenplattformen vor dem Hintergrund der Plattformisierung von Medienstrukturen
Markus Uhlmann, Pascal Altenkamp und Eva Hoffmeister

Paper Session #6.1
Datenschutz im Datenraum – die Beziehung des Datenvermittlungsdienstes zum Infrastrukturanbieter
Katharina Schilke

Paper Session #6.2
DSVGO vs. Online-Dienste - Realität der Datenauskunft
Daniela Pöhn

Abschlussdiskussion
Moderation: Jan Eggers

Meike Kamp (Berliner Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit)
Philipp Ehmann (eco - Verband der Internetwirtschaft e.V.)

Rudolf Fischer (Stackit - Schwarz Digits)

Michael Dose (Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.)

Programm

Das Programm steht auch als PDF zum Download zur Verfügung.

Wichtige Termine

Frist für die Einreichung von Abstracts: .................................... 30. Juni 2025 (AoE)

Anmeldung zur Konferenz: .............................................................. ab 1. Juli 2025

Benachrichtigung über die Annahme: ........................................ 15. Juli 2025

Veröffentlichung des Konferenzprogramms: .......................... Ende Juli 2025

Konferenz: ................................................................................................ 1-2. Oktober 2025

Einreichung von Beiträgen für den Tagungsband: ................ 28. Februar 2026

Erscheinungsdatum des Tagungsbandes: ................................ ca. September 2026


 

Verantwortliche

Programmkomitee: Michael Friedewald, Alexander Roßnagel, Murat Karaboga, Christian Geminn

Wissenschaftskommunikation: Barbara Ferrarese

Organisation: Sabine Muhr

Kontakte

Plattform.Privatheit@isi.fraunhofer.de