Privacy Awareness Cards zur Förderung des Privatheitsbewusstseins

10. Okt 2025, Ramona Adair

Die Digitalisierung und der damit einhergehende breite Einsatz von Sensoren und mobilen Endgeräten sind im Alltag allgegenwärtig geworden. Dabei wird eine Vielzahl personenbezogener Daten verarbeitet. Die DSGVO fordert, dass die für die Verarbeitung personenbezogener Daten Verantwortlichen die Risiken für die betroffenen Personen analysieren und angemessene technisch-organisatorische Schutzmaßnahmen umsetzen. Trotz dieser Vorgaben kommt es regelmäßig zu Datenschutzvorfällen. Deshalb ist es wichtig, dass Bürgerinnen und Bürger ein Bewusstsein für den Datenschutz entwickeln, um Risiken zu erkennen und Methoden erlernen, um diese im Sinne der Selbstwirksamkeit zu reduzieren.

Um das Bewusstsein für Datenschutz und die damit zusammenhängende Risiken zu schärfen, wurde im Rahmen des vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) geförderten Projektes KI4All ein Konzept für ein Serious Game entwickelt. Mit Hilfe eines Kartenspiels nehmen die Teilnehmenden an interaktiven Gruppendiskussionen teil, in denen sie reale Szenarien systematisch untersuchen und Kenntnisse über potenzielle Risiken erwerben. Durch die aktive Diskussion über Strategien zur Identifikation von Risiken und deren Minderung entwickeln sie ein Gefühl der Selbstwirksamkeit und lernen, wie sie Datenschutzfragen in ihrem Alltag aktiv angehen können. 

Das Spiel Privacy Awareness Cards wurde zwischen 2022 und 2024 durch eine Reihe von Workshops mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen entwickelt. Am 19. August 2025 führte die Forschungsgruppe im Rahmen der 20. IFIP Summer School on Privacy and Identity Management in Kopenhagen einen Workshop durch, um die Privacy Awareness Cards weiter zu evaluieren und deren Übertragbarkeit auf andere Zielgruppen zu untersuchen. In fünf Gruppen mit jeweils rund sechs Teilnehmenden aus verschiedenen Disziplinen wurden Beispiele aktueller Datenschutzvorfälle mithilfe der Privacy Awareness Cards analysiert, Ziele zum Schutz der Privatsphäre priorisiert und Maßnahmen ausgewählt, die dazu beitragen könnten, einen solchen Vorfall in Zukunft zu verhindern oder zumindest dessen Folgen abzuschwächen. 

Die Privacy Awareness Cards bestehen aus einem Kartensatz mit fünf farblich unterschiedenen Kartentypen, die jeweils spezifische Aspekte repräsentieren: Stakeholder, Daten, Auswirkungen, Datenschutzziele und Aktionen. Die Teilnehmenden wählen oder definieren zunächst einen möglichst konkreten Datenschutzvorfall als zu analysierendes Szenario. Dann werden relevante Aspekte mithilfe der entsprechenden Kartengruppe visualisiert. Anschließend werden Datenschutzziele priorisiert und Aktionen diskutiert, um die Ziele zu erreichen und die Auswirkungen zu verhindern oder zu mildern.

Spielbrett der "Privacy Awareness Cards"
Spielbrett der "Privacy Awareness Cards"
Eindrücke vom Workshop am 19. Aug. 2025 in Kopenhagen
Eindrücke vom Workshop am 19. Aug. 2025 in Kopenhagen

Der Workshop machte klar, dass die Privacy Awareness Cards, die ursprünglich für Jugendliche und junge Erwachsene entwickelt wurden, auch von anderen Zielgruppen nutzbringend verwendet werden können. Der wichtigste Unterschied lag in der Herangehensweise an die Analyse des Szenarios. Während jüngere Altersgruppen mit begrenztem Privatheitsbewusstsein die Karten verwenden, um im Rahmen der Diskussion Ideen zu entwickeln und Hinweise zu erhalten, nutzten die Datenschutz-Expert:innen im Workshop weitgehend alle Karten um den betrachteten Vorfall möglichst umfassend zu analysieren. Sie sortierten lediglich Karten aus, die aus ihrer Perspektive nicht relevant waren. Beide Gruppen empfanden die Privacy Awareness Cards als hilfreich, um sich aktiv mit dem Thema Datenschutz und Privatsphäre auseinanderzusetzen und so das Privatheitsbewusstseins zu fördern.

Weitere Informationen sowie die Materialen zu den Privacy Awareness Cards finden Sie unter https://privacyawarenesscards.eu/


Über die Autorin und das Projekt

Ramona Adair, M. Sc. ist Informatikerin und Doktorandin an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Ina Schiering. 

KI4All ist ein vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) im Zuge der Förderinitiative „Künstliche Intelligenz in der Hochschulbildung“ gefördertes Projekt, das von den folgenden Institutionen getragen wird: Technische Universität Braunschweig, Technische Universität Clausthal und Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften.

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